Lehre zur Völkerrechtsgeschichte

Das Seminar im Sommersemester 2014 „Die Farben des Ersten Weltkriegs. Akteure und Rechtfertigungsnarrative im Sommer 1914“ wurde an der Paneuropäischen Hochschule (Paneurópska vysoká škola) Bratislava (Slowakei) durchgeführt

Gruppenfoto des Giftgas-Seminars vor der ABC-Abwehrschule

Seminar „Neutralität – Ein Institut des europäischen Völkerrechts im Wandel“

Plakat zum Seminar Neutralität

Das Plakat zum Seminar im Sommersemester 2017 „Neue Kriege?"

Miloš Vec unterrichtet jedes Semester an der Universität Wien den Kurs „Völkerrechtsgeschichte“. Die als Vorlesung konzipierte Lehrveranstaltung erstrebt, die Völkerrechtsgeschichte von ihren Anfängen bis in die Gegenwart zu verfolgen und eine möglichst globalgeschichtliche Perspektive einzunehmen. Dabei sollen die wesentlichen Epochen und Institute sowohl der Staatenpraxis als auch der Völkerrechtswissenschaft angesprochen werden. Dies geschieht zunächst aus juristischer Sicht, aber auch unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus der allgemeinen Geschichtswissenschaft, der Politikwissenschaft (IB), der Philosophie und der Soziologie.

Der Kurs beginnt in der Vorklassischen Antike (4.-2. Jahrtausend vor Christus) und verläuft dann in chronologischer Abfolge weiter von altgriechisch-persischer Zeit, römisch-hellenistischer Zeit über Mittelalter und Neuzeit (mit ihren Binnenperiodisierungen) bis in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts. In die Betrachtung werden Quellen verschiedenster Art (Texte, Bilder, Filme) eingebunden, die den Wandel der normativen Vorstellungen in den internationalen Beziehungen veranschaulichen. Die Leistungskontrolle besteht aus zwei Klausuren. Erasmus-Studierende können auf Wunsch mündlich (Deutsch/Englisch) geprüft werden.

Zusätzlich finden regelmäßig Seminare zu völkerrechtsgeschichtlichen Themen statt. Dazu werden oft Kooperationen mit in- und ausländischen Partnern eingegangen. Das Seminar im Sommersemester 2013 „Zivilisation und Kultur? Kriterien der Zugehörigkeit zur Völkerrechtsgemeinschaft im 19. Jahrhundert“ fand in Györ (Ungarn) statt; dabei wurde mit der Universität Györ (Prof. László Milassin) kooperiert. Das Seminar im Sommersemester 2014 „Die Farben des Ersten Weltkriegs. Akteure und Rechtfertigungsnarrative im Sommer 1914“ wurde an der Paneuropäischen Hochschule (Paneurópska vysoká škola) Bratislava (Slowakei) durchgeführt, Kooperationspartner vor Ort war Prof. JUDr. Jozef Klimko.

Im Wintersemester 2014/15 wurde in Zusammenarbeit mit der ABC-Abwehrschule des österreichischen Bundesheeres „Lise Meitner“ und der Landesverteidigungsakademie ein völkerrechtsgeschichtliches Seminar zu „Giftgas im Ersten Weltkrieg. Völkerrecht, Diplomatie und chemische Kampfstoffe“ veranstaltet. Das Themenspektrum reichte vom ersten Einsatz von Chlorgas bei Ypern am 22. April 1915 über die Chemiewaffenkonvention 1997 bis zum heutigen Umgang mit chemischen Altlasten.

Die Kooperation mit der Landesverteidigungsakademie wurde seither mehrfach fortgesetzt.Es folgten völkerrechtsgeschichtliche Seminare zum Kulturgüterschutz und zur Neutralität.Im Seminar „Kulturgüterschutz – Geschichte und Gegenwart“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Baukulturelles Erbe der Donau-Universität Krems die Fragen nach verschiedenen Arten des Umgangs mit Kunst- und Kulturgütern in Kriegs- wie in Friedenszeiten gestellt.

Die Studierenden behandelten innerstaatliche Phänomene wie die Französische Revolution und die Chinesische Kulturrevolution ebenso wie Plünderungen und Zerstörungen infolge zwischenstaatlicher Konflikte, besonders während der beiden Weltkriege. Auch die neuesten Bilderstürme des sogenannten „Islamischen Staat“ bis hin zu den aktuellen völkerstrafrechtlichen Ansätzen wurden besprochen. Das Seminar fand in der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und im Seminarhotel des Tschechischen Militärs in Prag statt.

Das Seminar „Neutralität – Ein Institut des europäischen Völkerrechts im Wandel“ stellte die militärischen, wirtschaftlichen und politischen Implikationen der Neutralität und ihren Wandel ins Zentrum. Im Fokus standen einerseits die klassische und moderne Völkerrechtstheorie mit ihren wichtigen Autoren wie Hugo Grotius, Emer de Vattel, August Wilhelm Heffter und Friedrich Fromhold Martens sowie die spannungsreiche Verbindung zur Doktrin vom bellum iustum. Andererseits untersuchten die Studierenden auch die Staatenpraxis gegenwärtig und ehemals neutraler Länder wie Irland, Finnland, Schweden, Belgien, der Schweiz, Österreich, der Vereinigten Staaten aber auch Laos. Dabei nahmen die aktuellen Herausforderungen von europäischer Integration und Globalisierung einen wichtigen Platz in der Diskussion der Rechtsstellung der Neutralen ein. Das Seminar fand in der Landesverteidigungsakademie statt.

Das Seminar „Neue Kriege?“ widmete sich aus interdisziplinärer Sicht dem Wandel organisierter Gewalt in den internationalen Beziehungen, die den traditionellen Kriegsbegriff zu sprengen scheint. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Wiener Studierende der Fächer Rechtswissenschaften, Geschichtswissenschaften, Philosophie, Militärwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Japanologie, Internationale Entwicklung, Afrikawissenschaften und sogar Astronomie. Es fand als Blockseminar im Juni 2017 in Wien statt. Eine Exkursion wurde an die 1752 gegründete Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt unternommen. Außerdem wurde ein Vortrag von Mary Kaldor, der Begründerin des Begriffs „New Wars“, im Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) besucht. Diese hielt die Keynote zum Workshop “‘New Wars‘ and the Human Condition“, der am 10. und 11. Mai 2017 im IWM stattfand.

Das Seminar „einzigartig böse" fragte im Sommersemester 2018 nach geächteten Waffen in der Geschichte des Kriegsvölkerrechts. Es war thematisch verbunden mit dem Kooperations-Projekt an der Meji-Universität Tokio, das sich mit „Pariah Weapons“ beschäftigt. Das Seminar fand als Blockseminar statt, es wurde zu gleichen Teilen von Professor Dr. Kerstin von Lingen geleitet, die eine zusätzliche, spezifisch historische Herangehensweise in die oftmals juristisch geprägte Diskussion einbringen konnte. Die teilnehmenden Studierenden schufen mit der Zusammensetzung ihrer individuellen Referate ein mosaikhaftes Ganzes, in welchem sich die mannigfachen Facetten des Ausgangsthemas präsentierten. Im Zentrum standen Fragen nach Ächtungen bestimmter Waffen und den zugrundeliegenden rechtlichen, moralischen, militärischen und politischen Diskursen, angefangen bei Hugo Grotius und endend im 21. Jahrhundert mit seinen neuen Herausforderungen an das Völkerrecht.

Das Seminar „einzigartig böse“ fand im Juni 2018 teilweise im Creau-Rondell statt…

…. am Nachmittag in den aufgelassenen Stallungen.

Das Seminar „Frieden durch Recht? Die Pariser Friedensverträge von 1919“ vom Wintersemester 2018/19 widmete sich der Pariser Ordnung. Von den Verlierern kritisiert bis diskreditiert, wurden die „Pariser Vorortverträge“ von der Geschichtsschreibung lange Zeit als Hypothek und (Mit-)Ursache des Zweiten Weltkriegs angesehen. Im Vorfeld der 100-jährigen Wiederkehr des Vertragsschlusses warfen die Wiener Studierenden frische Blicke auf die historischen Verträge sowie den Kontext ihrer Entstehung.

Das Seminar fand in Znojmo/Znaim, Tschechien statt. Das zweitägige Blockseminar wurde gemeinsam mit Dr. Jaromír Tauchen von der Masaryk-Universität Brünn veranstaltet. Neben anregenden Vorträgen und Diskussionen während des Seminars konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch Znaim und Umgebung erkunden.

„Heart of Darkness – International Colonial Law“ war der Titel des Seminars im Sommersemester 2019. Es wurde in Zusammenarbeit mit Gastprofessor Dr. Luigi Nuzzo (Università del Salento, Lecce) abgehalten. Das Blockseminar fand in der Nordbahn-Halle im zweiten Bezirk statt. Das Areal wird im Moment zwischengenutzt und bot einen unkonventionellen Rahmen für die zweitägige Veranstaltung. Im Zentrum des englischsprachigen Seminars standen die Jahre und Jahrzehnte von Hochimperialismus und Kolonialismus um 1900.

Die Studierenden fragten nach Rechtsinstituten, Legitimationen und Auswirkungen des Kolonialvölkerrechts. Kolonialkriege, „ungleiche Verträge“, Protektorate und Imperienbildung waren nur einige wiederkehrende Aspekte dieses Prozesses. Dabei wurden alle Kontinente betrachtet und auch die postkoloniale Kritik am heutigen Weltvölkerrecht als methodischer Ansatz einbezogen.

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr. Miloš Vec
Lehrstuhl für europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte
Universität Wien
Juridicum
Schottenbastei 10-16
A-1010 Wien
e-mail: milos.vec@univie.ac.at