Interview: Was ist Kolonialismus?

24.06.2024 09:05

Sebastian Spitra

Ausstrahlungstermine und Nachhören auf Ö1/Radiokolleg:

Radiokolleg | MO | 24 06 2024 | 9:05
Was ist Kolonialismus? (1) Besiedeln, beherrschen und befreien

Radiokolleg | DI | 25 06 2024 | 9:05
Was ist Kolonialismus? (2) Verpflanzen, vermischen und verdrängen

Radiokolleg | MI | 26 06 2024 | 9:05
Was ist Kolonialismus? (3) Decolonize - Vom Befreiungskampf zum Kampfbegriff

Radiokolleg | DO | 27 06 2024 | 9:05
Was ist Kolonialismus? (4) Landnahme und Eroberung heute


Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Begriff Kolonialismus positiv besetzt. Die europäischen Staaten, die ihn betrieben, rechtfertigten ihn damit, dass er die rückständigen Regionen der Welt am Fortschritt teilhaben lasse. Heute ist er verpönt - doch das Erbe der Kolonialzeit wirkt nach und Kolonialismus zeigt sich in neuen Formen. An den Universitäten dominiert der "post-koloniale" Diskurs und bei aktuellen Konflikten wie dem in Gaza wird der Vorwurf des "Siedlerkolonialismus" erhoben - das Thema Kolonialismus ist zurück auf der Tagesordnung.

Galt der Kolonialismus vor nicht allzu langer Zeit noch als eine Sache der Vergangenheit, so überwiegt heute die Ansicht, dass diese Vergangenheit erst noch kritisch aufgearbeitet werden muss - indem man an die Verbrechen der Kolonialzeit erinnert, geraubte Kunstwerke restituiert und das Fortwirken alter kolonialer Abhängigkeitsverhältnisse aufzeigt. Doch so wie der Kolonialismus ein "eurozentrisches" Weltbild erzeugt hat, so ist auch die Kritik am Kolonialismus oft sehr eurozentrisch und übersieht gerne, dass es heute auch andere und neue Formen des Kolonialismus gibt.

Diese „Weltkarte des Alberto Cantino“ wurde 1502 von Portugal nach Ferrara, Italien gebracht und enthält das geheim gehaltene nautische Wissen der portugiesischen Seefahrer der damaligen Zeit. Sie befindet sich heute in der Biblioteca Estense in Modena, Italien. (Zoomen per Klick)