Professur für Globalisierung und Rechtspluralismus
Die Professur erforscht Globalisierungsprozesse im Recht in historischer Perspektive, wobei europäisch zentrierte Narrative aufgebrochen und die komplexen Dynamiken des Wandels in den Fokus gerückt werden sollen.
Aktuelles & Veranstaltungen
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhren viele Regionen einen grundlegenden Rechtswandel unter Orientierung an westlichen und vor allem europäischen Vorbildern. Die Extraterritorialität, der Länder wie das Osmanische Reich, Japan, China, Siam und Äthiopien unterlagen und die sie als Infragestellung ihrer justiziellen Souveränität wahrnahmen, aber auch andere Formen diplomatischen oder wirtschaftlichen Drucks wurden zu einem Motor für Rechtsreformen.
Das gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie organisierte Symposium bot den Teilnehmenden aus Asien, Europa, Australien und den USA eine Plattform für Diskussionen über Ländergrenzen hinweg für ein besseres Verständnis der kulturellen Übersetzungsprozesse und der rechtlichen Transformationen, die in diesen Räumen unter dem Druck der westeuropäischen Mächte stattfanden. Die Betrachtung eines breiten Spektrums von Ländern und Settings ermöglichte ein kritisches Überdenken der Globalisierung westeuropäischen Rechts im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Klausurtagung der Max-Planck-Forschungsgruppe „Translations and Transitions“
Die Forschungsgruppe, die sich mit an europäischem Recht orientierten Reformen der Rechtssysteme in nicht kolonialisierten Ländern an der Wende zum 20. Jahrhundert befasst, besprach bei ihrer Klausurtagung vom 5. bis 7. September 2022 am Juridicum den Workshop mit den Kooperationspartner*innen und das geplante gemeinsame Buch.
Den Schwerpunkt der Tagung bildeten die Finalisierung des Drehbuchs und die Dreharbeiten für ein gemeinsames Video, in dem die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Entwicklung einer in der jeweiligen Gesellschaft funktionierenden Rechtspraxis herausgearbeitet werden. Das Video veranschaulicht, dass der Weg hin zu einer „übersetzten Moderne“ eine geteilte Erfahrung aller drei Länder im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert war.
Die Präsentation zweier Dissertationsprojekte, die Planung eines Online-Symposiums, sowie die künftige Zusammenarbeit nach dem offiziellen Projektabschluss Ende 2022 standen ebenfalls auf dem Programm.
Workshop zur Rechtstransformation in Japan, China und Osmanischem Reich
Die von Prof. Lena Foljanty geleitete Max-Planck-Forschungsgruppe „Translations and Transitions“ veranstaltete vom 1.-3. September 2022 in Wien den dritten vergleichenden Workshop zu Rechtstransformationen in Japan, China und dem Osmanischen Reich im 19. und frühen 20. Jahrhundert, mit einem Fokus auf das globale Setting und Konnektivitäten. Die Veranstaltung knüpfte an die Workshops von 2018 und 2019 an und vereinte Fachleute aus verschiedenen Ländern, darunter zum dritten Mal Teilnehmende ebenso wie Neuzugänge.
Der anregende Austausch zwischen japanischer, chinesischer und osmanischer Rechtsgeschichte zeigte erneut auf, dass die vergleichende Rechtsgeschichte einen fruchtbaren Forschungsansatz zum Verständnis der Vernetzung verschiedener Rechtskulturen darstellt. Der vergleichende Austausch zwischen den Forscher*innen erstreckte sich von spezifischen Dynamiken der Rechtstransformation bis hin zu übergreifenden Themen wie dem Verhältnis zwischen Kapitalismus und Recht.
Ergänzend zum regelmäßigen Austausch in den Workshops haben einige Mitglieder des Netzwerks Forschungsprojekte angestoßen, die die betreffenden Rechtsgeschichten in Bezug zueinander setzen.
Die Forschungsgruppe und die Kooperationspartner*innen planen die Herausgabe eines Sammelbandes als ein Ergebnis der Zusammenarbeit während der letzten fünf Jahre.